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Offenburger bei Formel-1-Wettbewerb auf dem Siegertreppchen

13 Februar 2020 Von: Kirsten Pieper, baden online bo.de

Foto: privat

 

Henry Wacker ist 16 Jahre alt und will im nächsten Jahr sein Abitur am Schillergymnasium machen. Doch während andere Schüler in der Freizeit kicken oder Computer spielen, hat der Offenburger bereits einen internationalen Titel in der Tasche: Er ist Vizeweltmeister bei dem weltweit größten Schülerwettbewerb „Formel 1 in Schools“. Im November stand er mit seinem Team „Fusion“ in Abu Dhabi auf dem Siegertreppchen.

Kurz vor dem Wettkampf kamen mindestens zehn Stunden am Tag an Arbeit zusammen, erinnert sich Henry Wacker. Neben der Schule sei es dann schon mal recht anstrengend gewesen. „Einmal ist meine Mutter morgens aufgestanden und ich habe immer noch am Computer gearbeitet“, berichtet der Gymnasiast über die intensive Zeit des vergangenen Jahres. In manchen Nächten habe er nur zwei Stunden geschlafen. Dabei hatte der 16-Jährige nicht etwa für eine Prüfung in der Schule gelernt. Die viele Arbeit investierte er freiwillig für den weltgrößten internationalen Schülerwettbewerb „F1 in Schools“. Der Arbeitsein­satz hat sich gelohnt. Henry Wacker wurde mit seinem Team als erste deutsche Schülergruppe Ende November 2019 Vizeweltmeister in Abu Dhabi.

Doch wie kommt man als Offenburger Gymnasiast dazu, bei einer Weltmeisterschaft in Abu Dhabi teilzunehmen? Entstanden war die Idee bei der „Science Academy“ in den Sommerferien 2018 in Adelsheim im Odenwald. Besonders begabte und motivierte Schüler nahmen daran teil. Einer von ihnen schlug vor, zu sechst beim Wettbewerb „Formel 1 in der Schule“ anzutreten, berichtet Henry Wacker. Und so gründeten die Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren, die neben Henry Wacker alle aus dem Raum Stuttgart kommen, ihr Team mit dem Namen „Fusion“. 

Teamleistung zählt

„Formel 1 in der Schule“ ist ein multidisziplinärer, internationaler Technologie-Wett­bewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler im Alter von elf bis 19 Jahren einen Miniatur-Formel-1-Rennwagen am Computer entwickeln, fertigen und anschließend ins Rennen schicken.

Das Team „Fusion“ eroberte bei der Deutschen Meisterschaft im Mai des vergangenen Jahres den zweiten Platz. Damit qualifizierten sich die sechs für die Weltmeisterschaft Ende November 2019. 
Entscheidend sei vor allem die Teamleistung, berichtet Wacker. Es geht um Konstruktion, Ferti­gung, Reaktionszeit, Fahrzeuggeschwindigkeit, Business­plan und Präsentation. 

Henry Wacker war maßgeblich für das Erstellen der Präsentation zuständig. Auch für die Entwicklung des Logos, die Internetseite sowie etwa alle technischen Zeichnungen des Renn-Modells war er verantwortlich. Auf seiner Visitenkarte firmiert er dementsprechend auch als Grafikdesigner und zuständig für Public Relations. Auch das Sponsoring fiel in seinen Aufgabenbereich: Mehr als 50 Sponsoren haben das Team laut Henry Wacker unterstützt, darunter namhafte Firmen wie SAP, Bosch, Daimler oder auch die Firma Kratzer aus Offenburg. „Insgesamt ist eine Summe an Sachsponsoring von 133 000 Euro zusammengekommen“, erzählt Henry Wacker stolz. 

Vier Tage dauerte die Weltmeisterschaft Ende November in Abu Dhabi, wobei es galt, sich gegen 55 Teams aus der ganzen Welt zu behaupten. Die gesamte Präsentation fand auf Englisch statt, berichtet Henry Wacker. „Nur die chinesischen Teams hatten einen Übersetzer dabei.“ 

Die Jungs aus Baden-Württemberg präsentierten ihr Projekt auch an einem selbst gebauten Messestand, der mit zwei Touchscreens ausgestattet war und unter anderem einen Reaktionszeittest anbot. „Das Coolste war, dass Nico Rosberg an unsere Teambox kam und mit uns geredet hat“, erzählt Henry Wacker. 

Medizinstudium geplant

Auch wenn sich bei dem Wettkampf alles um den Rennsport gedreht hat, gesteht der Gymnasiast ein: „Ich bin eigentlich gar kein echter Formel-1-Fan.“ Nach dem Abitur plant der 16-Jährige ein Medizinstudium. „Ich leite den Schiller-Sanitätsdienst – das macht mir Riesen-Spaß“, sagt er. Ein bisschen schade findet er es, dass sein Team knapp am Weltmeistertitel vorbeigeschlittert ist. 

„Als ersten Preis hätte es ein Stipendium am University College in London für alle Teammitglieder gegeben.“ Das hätte ihm schon ziemlich gut gefallen, sagt er. Doch der Titel Vizeweltmeister werde ihm bei seiner Berufswahl auch Vorteile bringen, sagt der Schüler. Schon für sein Medizinstudium würden ihm 0,2 Prozentpunkte des Abiturschnitts gutgeschrieben.

Hintergrund:

Der Wettbewerb

Das Ziel des größten internationalen Technologie-Wettbewerbs „Formel 1 in der Schule“ ist es, die von der „großen“ Formel 1 ausgehende Faszination und weltweite Präsenz zu nutzen, um bei der Jugend Verständnis und den Einblick in die Be­reiche Produktentwicklung, Technologie und Wissenschaft zu verbessern und berufliche Laufbahnen in der Technik aufzuzeigen, heißt es in der Beschreibung des Wettbewerbs.

In Regionalwettkämpfen und Landesmeisterschaften treten die mit Gaspa­tronen angetriebenen Autos auf einer 20 Meter langen Rennstrecke gegeneinander an. Die beiden Siegerteams der Deutschen Meisterschaft treten bei der Weltmeisterschaft an.