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Lernen aus der Faszination

25 März 2011 Von: Frankenpost, Helmut Engel, Professor Herbert Reichel

Im Wettbewerb "Formel 1 macht Schule" räumen Münchberger Gymnasiasten jede Menge Preise ab. Als Sieger vertreten sie Bayern bei der deutschen Meisterschaft. Wer sich für die Arbeit der Schüler interessiert, kann ihre Mini-Formel 1-Autos am heutigen Samstag live erleben.

Foto: Engel

Münchberg - Nicht erst seit dem Megaerfolg von Weltmeister Sebastian Vettel übt die Formel 1 auf junge Menschen eine große Faszination aus. Diese Wirkung haben sich die Macher des Wettbewerbs "Formel 1 in der Schule" zunutze gemacht. In Kronach standen jetzt die bayerischen Meisterschaften an, wo zwei Teams des Gymnasiums Münchberg antraten - und absahnten. Das Team "Pro Pulsion" holte sich den Titel des bayerischen Meisters, war das Schnellste im K.O.-Wettbewerb, gewann zusätzlich in der Kategorie "Beste Teamvorstellung" und vertritt Bayern deshalb am 28. Mai bei den deutschen Meisterschaften in Paderborn. Mit einem tollen fünften Platz machte das Team "Aiolos" den Erfolg der Münchberger Elftklässler perfekt. Alle Schüler hatten sich im Rahmen des P-Seminars vorbereitet.

Von den Erfahrungen sollen auch Seminarteilnehmer profitieren, die im nächsten Jahr an den Start gehen. Dazu hatte der Physiklehrer und schulische Begleiter des P-Seminars, Christian Strecker, zu einer Vorstellungsrunde eingeladen, an der auch der außerschulische Berater Professor Herbert Reichel von der Hochschule Hof und Schulleiter Gerd Koppitz teilnahmen. Strecker gratulierte seinen Teams und erklärte noch einmal die Hintergründe. Der Wettbewerb nutze die von der "großen" Formel 1 ausgehende Faszination, um der Jugend ein aufregendes und spannendes Lernerlebnis zu verschaffen und ihr Einblick in die Bereiche Produktentwicklung, Technologie und Wissenschaft zu ermöglichen.

In der Praxis hatten die Jugendlichen straff zu tun: Sie mussten einen Rennwagen konstruieren, dafür Sponsorengelder beschaffen und sich als Team - mit Manager, Ressourcenmanager, einem Produktionsingenieur, Konstrukteur und Grafikdesigner - beweisen.

Dem Team-Manager oblag die Gesamtverantwortung, er musste auf die Einhaltung des Zeitplans pochen, die anderen Teammitglieder unterstützen und Ansprechpartner für alle sein. Auch der Konstrukteur musste sich an strenge Vorgaben halten. So musste der Antrieb mittels CO2-Kartusche funktionieren, das Auto musste bis auf Räder und Spoiler aus Balsaholz gefertigt sein. Die Grafikdesignerin hat das Logo entwickelt, die Teamkleidung gestaltet, der Box ein ansprechendes Aussehen verliehen, eine Homepage gestaltet und natürlich das Auto.

Der Produktionsingenieur war zuständig für die Programmierung der CNC-Fräse und das Lackieren des Boliden. Voraussetzung seiner Arbeit war die enge Zusammenarbeit mit dem Konstrukteur. Zu den Aufgaben des Ressourcenmanagers gehörte die Sponsorensuche, die Beschaffung der Materialien, die Erstellung des Portfolios und eines Marketingplans sowie die Außendarstellung des Teams.

In vielen Arbeitsschritten wurde so aus einem "Holzklotz auf Rädern" ein windschnittiges Auto - und aus ein paar Mitschülern ein funktionierendes Team.

Hilfe bekamen die Schüler von der Firma Siemens, die eine spezielle Software zur Verfügung stellte. Gefertigt wurde der Rennwagen auf einer computergesteuerten CNC-Fräsmaschine. "Die schaut genauso aus wie eine normale Bohrmaschine, bearbeitet aber die Fläche", erklärte ein Schüler. Die Fräsarbeiten, durchgeführt an der Hochschule Hof, seien sehr zeitintensiv gewesen. "Wir dachten, wir fahren mal einen Nachmittag nach Hof und dann haben wir unsere Autos fertig ", erzählte ein Teammitglied. Doch dann seien daraus zwei volle Wochen geworden, in denen das Team "von früh bis nachts" durchgearbeitet habe, auch samstags.

Professor Herbert Reichel ist überzeugt, dass die Arbeit der beiden Teams "gar nicht hoch genug" bewertet werden könne. "In der Industrie werden solche Leistungen gefordert", sagte er.

Autorennsport kostet Geld. Die beiden Teams errechneten einen Finanzbedarf von 1600 Euro - und mussten dafür Sponsoren finden. Wie die Schüler erzählten, war das in einigen Firmen leicht, andere hätten ein Konzept mit Kostenkalkulation, Geschäfts- und Zeitplan verlangt. Sie rieten ihren Nachfolgern, schon jetzt mit den Vorbereitungen sowie der Sponsorensuche zu beginnen und den Zeitvorsprung zu nutzen. Sie selbst hätten erst im Oktober damit beginnen können und da sei die Zeit zum Ende hin schon ganz schön knapp geworden.

Die Grafikdesigner gestalteten zwischenzeitlich das Outfit der Teams sowie Präsentations-Boxen und -mappen, in denen der Weg von der Idee bis zum Ergebnis dokumentiert war. Vor der Box fand dann beim Wettbewerb auch der geforderte achtminütige Vortrag über die eigene Arbeit statt, der Teil der Bewertungskriterien war. Dies gelang dem Team "Pro Pulsion" so gut, dass es auch das beste in dieser Kategorie war.

Während die Jury beriet, um den Sieger herauszufinden, schickten die Teilnehmer ihre Flitzer in "K.O.-Rennen", bei denen "Pro Pulsion" nicht nur die beste Reaktionszeit bewies. Es stellte auch die schnellsten Autos, die in weniger als einer Sekunde 20 Meter zurücklegen. Das Team verbesserte seine Zeit von Runde zu Runde und holte auch in diesem Wettbewerb den Siegerpokal. Schulleiter Gerd Koppitz und Lehrer Christian Strecker wünschten dem Team "Pro Pulsion" für die deutsche Meisterschaft viel Glück und sprachen Professor Herbert Reichel sowie der Hochschule Hof Dank aus.

......

Am heutigen Samstag, 26. März, stellen die beiden Teams des Gymnasiums Münchberg ihre Rennwagen von 11 bis 15 Uhr im Autohaus Hahn im Industriegebiet Münchberg Nord vor. Die Flitzer sind auf einer 20 Meter langen Rennbahn in Action zu erleben. Alle Interessenten sind eingeladen.

Das P-Seminar

Das P-Seminar dient zur Studien- und Berufsorientierung der Schüler und zeigt auf, welche Anforderungen von Hochschule und Berufswelt gestellt werden. Sie erarbeiten sich das dafür nötige Wissen und setzen sich darin mit der eigenen beruflichen Zukunft auseinander. Durch das Projekt der Seminargruppe arbeiten die Schüler mit außerschulischen Projekt-Partnern zusammen und erhalten damit unmittelbaren Einblick in die Berufswirklichkeit.

Die Schüler müssen eigenständig arbeiten, sich aktiv einbringen und soziale wie personale Fähigkeiten unter Beweis stellen. Sie sind selbst für das Gelingen des Projekts verantwortlich und müssen verschiedene Rollen im Rahmen des Projekts übernehmen.

Die Lehrkraft bleibt dabei im Hintergrund, steht aber als Fach- und Methodenexperte, Impulsgeber, Partner, Betreuer, Motivator, Moderator und Mediator zur Verfügung.