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Große Tüftler am kleinen Flitzer

23 Januar 2015 Von: inFranken.de

Die "Fast Tech Crew" nimmt als einziges Team Unterfrankens am Wettbewerb "Formel 1 in der Schule" teil.

Foto: Silvia Eidel

"Fast Tech Crew", kurz FTC, nennen sich die fünf Zehntklässler am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. "Fast", also schnell, müssen sie sein, wenn sie beim internationalen Technologie-Wettbewerb "Formel 1 in der Schule" vorne dabei sein wollen. Als einziges Team aus Unterfranken wagen sich die technikbegeisterten Jungs an die Konstruktion und Fertigung eines hölzernen Miniatur-Rennwagens, der mit bis zu 100 Stundenkilometern über die Wettbewerbsbahn flitzt.-jährigen Gymnasiasten noch einiges zu tun, vor allem aber, den etwa 20 Zentimeter langen Rennwagen aus einem Stück leichten Balsa-Holzes herauszufräsen. Die Wettbewerbsregeln - insgesamt 20 Seiten - schreiben das vor.
Das Problem dabei ist, dass die Konstruktion auf dem mitgelieferten CAD-Programm mit einer anderen Software arbeitet als die benötigte CNC-Fräse für Holzbearbeitung. "Der Fräskopf muss also extra programmiert werden", erläutert der betreuende Mathe- und Physiklehrer der Jungs, Benedikt Friedrich.
Hier kommen die vielen Sponsoren aus der Wirtschaft ins Spiel, die sich die Fast Tech Crew suchen musste. Das Chassis des Wagens wird bei den Möbelwerkstätten Rottmann in Oberschleichach ausgefräst. Bei der Entwicklung und Fertigung der Räder und Achsen stand die Ausbildungswerkstatt von Schaeffler in Schweinfurt zur Seite. Und für die hochwertige Lackierung des kleinen Flitzers greift ihnen die Firma Amthor unter die Arme.

Konstruktion mit CAD-Software

"Das war ganz ungewohnt", denkt Teammanager Simon Körner an etliche Telefonate und anschließende Mailings, in denen er als Bittsteller um Sponsorengelder, -material und -arbeitszeit auftreten musste. "Mal waren sie freundlich, mal genervt", sagt er, aber letztendlich summiert sich die Unterstützung "auf einen fünfstelligen Betrag".

Das ist eine der vielen Erfahrungen - und eines der Ziele, die der Formel-1-Wettbewerb bringt: Die verschiedensten Fertigkeiten und Kompetenzen sollen getestet werden. Nicht nur das technische Verständnis wird gefördert, mathematische und physikalische Probleme sind zu lösen, die Teamfähigkeit wird erprobt, Führungsqualitäten sind gefragt, Organisationstalent, Disziplin, Zeitmanagement und die richtige Kommunikation. "Wie die Arbeit im richtigen Leben", resümiert Ilias Asimakopoulos. Er hat im Team die Funktion des Produktionsingenieurs übernommen, auch wenn alle fünf Schüler seit Mai 2014 an ihrem Rennwagen-Projekt gemeinsam werkeln - ausschließlich in ihrer Freizeit. Ilias überwacht die Produktion und kümmert sich um die Optimierung des Wagens, den er in einem virtuellen Windkanal testet.
An der Konstruktion selbst mit CAD-Software arbeiten neben Ilias vorrangig David Wolz, unterstützt von Dominik Madinger, dem Ressourcenmanager, der Zeit und Geld verwaltet. Julian Gehrig ist der Graphikdesigner für die Optik des Autos, für das Layout der Website (www.fasttechcrew.de) und für die Infos auf Facebook (www.facebook.com/fasttechcrew).
Denn auch solche Kompetenzen zählen: Beim Turnier wird nicht nur das Rennen und damit das schnelle Auto gepunktet, sondern auch die Vorstellung der geleisteten Arbeit, ein Portfolio und eine selbst gestaltete Team-Box, eine Art Messestand.
Damit entpuppte sich der Wettbewerb als doch langwieriger und zeitaufwändiger, als anfangs gedacht, räumen die Jungs ein. Aber "wenn wir keinen Bock mehr hätten, hätten wir schon lange aufgehört", unterstreicht David Wolz den Spaßfaktor am Projekt.
"Wir waren ständig am Verbessern des virtuellen Wagens", denkt Simon Körner zurück. Bis nun ein Prototyp aus Kunststoff, im 3-D-Druck vom Sponsor Fresenius hergestellt, den Vorstellungen entspricht. Das endgültige hölzerne Auto wird 52 Gramm leicht sein, ziemlich windschnittig mit Spoiler und von einer Gaspatrone mit Druckluft angetrieben. "Wie bei einem Sahneaufschäumer", erklärt Lehrer Friedrich.
Weil die Vorgaben des Wettbewerbs sehr eng sind, werden sich alle Formel 1-Wagen ähneln, konstatiert Matthias Rascher von der AvH-Schulleitung. Dennoch werden gut ausgetüftelte Details einen Vorteil bringen - und die schnelle Reaktion beim Start mittels Knopfdruck. Denn der kleine Flitzer wird nur eine gute Sekunde mit Geschwindigkeiten von 70 bis 100 Stundenkilometern auf der 20 Meter langen Bahn unterwegs sein.
"Unser Ziel ist, als bester Newcomer in Bayern dabei zu sein", formuliert es Betreuer Friedrich. Außer der reichhaltigen Erfahrung fürs Leben winken den Siegern Fahrten zu echten DTM- und Formel 1-Rennen. Die letztjährige Weltmeisterschaft der Miniaturflitzer wurde in Abu Dhabi ausgetragen, vor dem echten Formel 1-Rennen. Da kamen die jungen Teilnehmer den großen Profis beim Boxenbesuch dann ziemlich nahe.