Naturwissenschaften mit Siegel
16 September 2020
Von: Annemarie Bluhm-Weinhold, Westfalen-Blatt
Steinhagener Gymnasium wird als MINT-freundliche Schule rezertifiziertSteinhagen (WB). Da sage noch einer, Mathe, Informatik, Physik und Technik seien langweilig. Oder nur etwas für Nerds. Oder Männer. Das Steinhagener Gymnasium hat oftmals den Beweis erbracht, dass Naturwissenschaften spannend, ja spektakulär sein können. Das reicht vom Bau eines coolen Getränkeautomaten mit Teilen aus dem 3D-Drucker für „Jugend forscht“ bis hin zum Flug mit einem Wetterballon 40 Kilometer hoch in die Stratosphäre. Doch dieses wohl größte und im wahrsten Sinne des Wortes abgehobene Projekt spielte nur eine untergeordnete Rolle, als es jetzt um die Rezertifizierung des Steinhagener Gymnasiums als MINT-freundliche Schule ging. „Sehr feierlich in einer Online-Sitzung haben wir am vergangenen Freitag das Siegel erneut zugesprochen bekommen“, sagt Schulleiter Stefan Binder und freut sich, endlich wieder „im besten Sinne normale Schule zu machen“. Denn das MINT-Profil des Steinhagener Gymnasiums ist ein Erfolgsmodell. Schon immer war der naturwissenschaftliche Zweig stark, seit 2014 aber ist er ausgezeichnet mit dem Siegel der Initiative „MINT-freundliche Schule“ unter Schirmherrschaft der Kultusministerkonferenz. „Wir sind Teil eines großen Netzwerks, in dem man viele Anregungen bekommt“, sagt Andreas Frerkes, Physiklehrer und MINT-Koordinator. Bereits zum zweiten Mal nach 2017 hat das MINT-Team mit Vertretern der Fachschaften Bio, Physik, Chemie und Informatik, nun die Standards nachgewiesen und gezeigt, dass die Schule das Siegel auch weiterhin tragen darf. „SteinGy digital“MINT zieht sich durch alle Teile des Schullebens, häufig in den projektbezogenen Modulen wie dem Galileo-Profil, „Jugend forscht“, „Formel 1 in der Schule“, auch in den Lernstudios und selbst im Ganztagskonzept. Stark entwickelt hat sich „SteinGy digital“. Die digitale Schule hat gerade mit dem Schulserver „iserv“ zum Aufbau des Schulnetzwerkes einen Riesenschritt gemacht. „Virtual Reality“ heißt es oft genug im Unterricht, wenn es etwa um die Erforschung von Flugbahnen geht. IT und Biologie verknüpfen sich derzeit etwa beim Bau von Mikrocontrollern für Wetterstationen. Aber manches ist auch einfach ganz real eine Frage der Methode – wie die Lernleiter, mit der sich Fortschritte im Aneignen von komplexem Stoff immer wieder evaluieren lassen. „MINT-freundliche Schule“, das bedeutet, wie es auf der Homepage der Initiative „MINT Zukunft schaffen“ heißt, die Zahl der Studierenden für naturwissenschaftliche Fächer zu erhöhen und insbesondere Mädchen für MINT-Fächer zu begeistern. Auch am Steinhagener Gymnasium ist die naturwissenschaftliche Welt noch nicht paritätisch besetzt. Im Mathe-Leistungskurs sind sieben der 20 Kursteilnehmer Mädchen, in Physik sind es drei von zwölf. Also wenigstens ein Drittel. Besser sieht es in Bio und Chemie und im „Galileo“-Profil aus. „Aber wir lassen nicht nach in unseren Bemühungen“, sagt Andreas Frerkes. Doch dafür müssten auch drei „Gespenster“, sprich: Vorurteile gegenüber MINT vertrieben werden. Diese heißen: „zu schwer“, „nur Mathe“, „nur was für Jungs“. Da sei auch das Elternhaus gefragt. Brennstoffzellen-Forschung „Viele haben ein schlechtes Bild“, sagt Annika Stelzer (16), Mathe-LK-Schülerin. Zu unrecht findet sie. Mit Melissa Korent betreut sie als Headcoach ein Projekt, das nach einem Corona-„Zwischenstopp“ endlich starten darf und im Physik-LK angesiedelt ist: der Fuelcellbox-Wettbewerb NRW. 20 Teams sind ausgewählt, mit vom Land gesponserten Materialien die Aufgabe zu erfüllen, eine durch Brennzoffzellen und Solarzellen autarke Energieversorgung einer Gärtnerei aufzubauen. Bis zu den Weihnachtsferien müssen Forschungsergebnisse vorliegen. |