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Lehrreiche Mini-Flitzer

20 März 2015 Von: Von Nina Storner, Fürstenfeldbruck, Süddeutsche Zeitung

In einem Projekt entwickeln Schüler des Graf-Raso-Gymnasiums einen Formel 1-Wagen im Kleinformat. An diesem Samstag messen sie sich im Regionalentscheid mit acht Teams aus Bayern und Österreich

Astrid Hensel und Robert Olescher vom Brucker Graf-Rasso-Gymnasium hoffen, dass ihre Rennwagen beim Regionalentscheid die schnellsten sein werden. (Foto: Günther Reger)

Bäcker, Lehrer, Krankenschwester, Zahnarzt, Verkäufer, Tänzer oder Polizist, jedes Kind kennt diese Berufe. Sie werden damit von klein auf im Alltag, in Büchern oder im Fernsehen konfrontiert und somit ein Leben lang geprägt. Nach dem Schema "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" läuft dann die Studien-und Berufswahl vieler Jugendlicher. Hierbei kommt der sogenannte MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)-Bereich immer kürzer. Seit Jahren haben Industrie und Wirtschaft das Problem, nicht an der richtigen Stellschraube zu drehen. Aufgeschlossenen Nachwuchs braucht das Land.

Auch Armin Gittinger sieht im Wissen der deutschen Ingenieure den einzigen Rohstoff der Bundesrepublik. Als er dann vor neun Jahren auf den internationalen Technologie-Wettbewerb "Formel 1 in Schulen" stieß, gründete der heute 52-Jährige die gleichnamige gemeinnützige GmbH. Seitdem richtet der Ehrenamtliche die dazugehörigen Veranstaltungen aus. Sechs Monate zuvor: Schüler des Graf-Rasso-Gymnasiums (GRG) steigen auf das Angebot eines Mathe- und Physik-Lehrers ein. Dänzer überzeugt Schülerinnen und Schüler von dem Projekt "Formel 1 an Schulen", das bereits seit 2011 Rassoianer begeistert.

In Gruppen konstruieren Schüler zwischen elf und neunzehn Jahren Miniatur-Rennwägen. Das umfasse die Entwicklung mit professionellen Computerprogrammen, die Fertigung und die Vermarktung. Dabei müssten sich die Nachwuchsingenieure nicht nur an ein vorgegebenes Regelwerk mit jährlichen Neuerungen halten, sondern auch Sponsoren außerhalb der Schule finden, die sie in der Entwicklung und Produktion der Mini-Flitzer unterstützen. So erlebten die Schüler aktiv, was wirtschaftliches Verständnis und Kundenorientierung bedeute. Sie lernen, dass jeder in der Gruppe eine spezielle Aufgabe, beispielsweise Teamleitung, Konstruktion oder Grafik-Design, so erfüllen muss, dass das Endergebnis stimmt. Die Gruppe spüre den Einfluss von Zeitmanagement und technologischen Vorgaben. "Alle Beteiligten profitieren dabei", betont Gittinger. "Und die entstehenden Kontakte sind Gold wert. " Abschließend erhalten die Schüler Kritik und ein handfestes Ergebnis, je nach ihrer Gesamtleistung. Diese beurteilt eine Jury aus Lehrern, Studenten, Fachleuten, ehemaligen Beteiligten und Journalisten nicht nur anhand von Geschwindigkeit und Optik, sondern auch anhand des jeweiligen Business-Plans sowie der Präsentation.

Als Veranstaltungsort des Regionalentscheids dient dieses Jahr das GRG mit ihrer neuen von der Wilhelm-Stemmer-Stiftung gesponsorten 20-Meter-langen Rennbahn. Von Gaspatronen angetrieben, düsen die mit Feinfräse gefertigten Miniaturen über eine gespannte Schnur. Die Teams treten in Junior- und Senior-Gruppen gegeneinander an. Aus Bruck stammen zwei von ihnen. Einige Mitglieder von "Grand Racing Group" (11. Klasse) profitieren von ihrer dreijährigen Erfahrung beim Wettbewerb. Mit weiblicher Verstärkung trumpft wiederum "rolling speed" (10. Klasse) auf. "Erst wir Mädels haben die Jungs dazugeholt", stellt die 15-jährige Astrid Hensel klar. "Aber wir alle hatten mit der knappen Zeit zu kämpfen." Am Samstag, 21. März, eröffnet die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler um 9.40 Uhr den Wettbewerb in der Aula des GRG. Zu Gast sind Sponsoren, Oberbürgermeister Klaus Pleil und acht Teams aus Bayern und Österreich. Neben dem Rennen präsentieren alle Teilnehmer ihre Ergebnisse an selbstgebauten Teamständen. Der Eintritt ist frei, Spenden für "Formel 1 in Schulen" sind willkommen.