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Junger Weisendorfer arbeitet im "Javelin Racing Team"

29 Oktober 2014 Von: Hans von Draminski, nordbayern.de

Foto: Hans von Draminski

Erlanger Gymnasiasten fahren um die Formel-1-Weltmeisterschaft mit — zwar nur im Miniaturmaßstab der „F 1 in Schools“, aber mit mindestens ebenso viel Engagement und Herzblut wie die Teams im internationalen Rennzirkus. Als technischer Direktor ist der 17-jährige Weisendorfer Jonas Ulbrich dabei.

ERLANGEN/WEISENDORF — Ein kaum hörbarer Knall, eine dünne Rauchwolke — dann schießt der schwarzrote Renner davon, so schnell, dass die Augen fast nicht folgen können. Im „richtigen Leben“ würde kein menschlicher Fahrer eine solche Beschleunigung überleben können. Für die Mini-Mobile, die bei der „F 1 in Schools“ auf die schnurgerade, 20 Meter lange Rennstrecke geschickt werden, ist die einem Dragster nicht unähnliche Geschwindigkeits-Zunahme allerdings vollkommen normal.

Gemäß der Ausschreibungs-Richtlinien ist „Formel 1 in der Schule“ ein multidisziplinärer, internationaler Technologie-Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler im Alter von elf bis 19 Jahren einen Miniatur-Formel-1-Rennwagen eigenständig am Computer entwickeln, fertigen und damit Rennen bestreiten.

 „Einfach cool“

„Ich habe schon bei unserem Vorgängerteam sehr interessiert zugeschaut — diese Mini-Formel-Eins ist einfach cool“, sagt Jonas Ulbrich. Der aus Weisendorf stammende Schüler fungiert beim „Javelin Racing Team“, das aus einem sogenannten P-Seminar („P“ wie „Praxis“) am Erlanger Marie-Therese-Gymnasium entstanden ist, als Technischer Direktor. „Es ging mir weniger um den Rennsport-Aspekt als vielmehr um die in den Autos verbaute Technik“, gibt Jonas zu.

Das Renn-Seminar startete im September 2014 zum Beginn des Schuljahres. Zunächst wurden Aufgaben verteilt — aber bereits im März dieses Jahres standen die Regionalmeisterschaften dieser Schüler-Formel-Eins an. „Unser Vorgängerteam ging da ohne konkretes Ziel hin — und hat den Wettbewerb gewonnen. Das war für uns natürlich ein besonderer Ansporn“, erklärt Jonas.

Das „Javelin Racing Team“ machte es seinen Vorgängern nach — zumal deren Produktionsingenieur Michael Graf und Konstrukteur Philipp Kalau, obwohl inzwischen im Studium, es sich nicht nehmen ließen, Schulter an Schulter mit den Abiturienten Nicolas Nießen (Designer), Pauline Thierauf (Teammanagerin) und eben Jonas Ulbrich noch einmal anzutreten. Eine Allianz, deren gute Zusammenarbeit mit einem nach gerade beispiellosen Erfolgslauf belohnt wurde: Im Mai holten die fünf sich den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft und qualifizierten sich damit für die Weltmeisterschaft, die dieses Jahr im Vorfeld des echten Formel-Eins-Grand-Prix in Abu Dhabi über die Bühne geht.

„Es ist dabei allerdings nicht damit getan, das schnellste Auto auf die Strecke zu schicken“, weiß Teammanagerin Pauline Thierauf. Die 18-Jährige aus Dormitz ist unter anderem für den Businessplan des „Javelin Racing Team“ zuständig, kümmert sich auch um Marketing, „Corporate Identity“ und die Öffentlichkeitsarbeit des schulischen Rennstalls. Arbeiten, die Pauline wie ihre Teamkameraden in der Freizeit und den Ferien erledigt, zumal es nur noch wenige Tage bis zum Großereignis in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind. Am 13. November steigt das Rennteam mit seinen Betreuern in den Jet nach Abu Dhabi, am 24. November geht es wieder nach Hause.

Bewertet wird bei dem Wettbewerb auch die Projekt-Präsentation. So muss das Team unter anderem auf Englisch sein Konzept vorstellen und hat einen Messestand gebaut, der dem Inneren einer echten Formel-Eins-Box sehr stark ähnelt.

Vielzahl von Sponsoren

Finanziert und unterstützt werden diese relativ kostspieligen Renn-Aktivitäten von einer Vielzahl Sponsoren aus Industrie, Handwerk und Handel. An der Spitze der Großkonzern Siemens. „Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler für technische Berufe zu begeistern“, weiß Jürgen Ernst vom Fraunhofer-Institut IIS. Der Diplomingenieur, dessen Institut die „Formel 1 in der Schule“ ebenfalls fördert, fertigt mit einer Hochgeschwindigkeits-Videokamera Aufnahmen vom Start des Mini-Rennautos an. In der Zeitlupe lässt sich erkennen, dass dieses in der ursprünglichen Anordnung der Startkonsole mit den Hinterrädern hochsteigt und die ersten Meter nur auf den Vorderrädern zurücklegt. Was nicht regelkonform ist und mit einer leichten Justage behoben werden kann.

Pauline Thierauf ist übrigens auch abseits ihres Managerinnenjobs ein Fan der Formel Eins. Und hofft, „ein bisschen vom Grand Prix“ zu sehen.