14 Juli 2009
Von: Gmünder Tagespost -
Landrat Klaus Pavel (r.) und Sparkassen-direktor Johannes Werner warten gespannt, bis die Ampelleuchten das Startsignal geben. Hinten schauen Teammitglieder der "Stormriders" zu, vorne zwei der "Airbreakers".
Die "Stormriders" in ihrem Element. Das Plakat im Hintergrund haben sie selbst entworfen. (Fotos: Laible)
Schwäbisch Gmünd. - Die "Stormriders" sind eines der beiden erfolgreichen Teams des Landesgymnasiums für Hochbegabte (LGH). Knapp 20 Zentimeter lang und genau 55,2 Gramm leicht ist die aktuelle Entwicklungsstufe ihres Flitzers aus Balsaholz – 0,2 Gramm über dem vorgeschriebenen Mindestwert. Anfangs hatte das sechsköpfige Team der Alterskategorie 15 bis 18 Jahre noch Aluminiumreifen verwendet. Das reichte, um sich bei den Süddeutschen Meisterschaften in Sindelfingen gegen knapp 15 Konkurrenten aus Bayern und Baden-Württemberg durchzusetzen – in 1,166 Sekunden über 20 Meter. Gestartet wird per Druckknopf, für den Schub sorgen Gaspatronen.
Nach diesem, wie "Konstrukteur" David Reutter (16) sagt, "völlig unerwarteten Erfolg" bastelten und forschten die "Stormriders" fleißig weiter, standen doch einen Monat später bereits die Deutschen Meisterschaften in Hannover an. Im Windkanal half LGH-Hausmeister Klaus Sachsenmaier entscheidend mit. "Er hat goldene, ja platine Hände", sagt der stellvertretende Rektor Thomas Schödel. Zudem arbeitet der Rennstall noch mit einem virtuellen Windkanal. Die so optimierte Form schneidet eine CNC-Fräsmaschine aus. Vor den Deutschen Meisterschaften tauschten die "Stormriders" die Alureifen gegen nahezu luftdichte Kunststoffreifen – nicht zuletzt für ein paar Gramm Ersparnis. "Bei den Deutschen kommt es auf Tausendstelsekunden an", sagt David Reutter. Dort verbesserten sich die "Stormriders" dann auch um 42 Tausendstel auf 1,124 Sekunden über 20 Meter. Der Weltrekord liegt bei 1,020 Sekunden.
Die drittbeste Rennzeit in Hannover bescherte den LGH-lern die Silbermedaille. Denn die reine Rennzeit macht zusammen mit Punkten für die Reaktionszeit nur ein Drittel der Gesamtwertung aus. Präsentation, Teamauftritt, Marketing mit Sponsorensuche und auch der eigene Stand werden zu zwei Dritteln bewertet. Wie professionell die Schüler arbeiten, lässt die Homepage www.f1-stormriders.com erkennen.
Einen immensen Zeitaufwand hat das Team seit den vergangenen Sommerferien betrieben. Knapp 1000 Stunden haben die sechs Freunde investiert, die Faszination habe sie getragen, erzählt Reutter. Vor der Meisterschaft hätten sie sich im Labor des LGH einige Nächte um die Ohren geschlagen.
"Technik? Auch für ein reines Mädchenteam kein Problem"
Es hat sich gelohnt – genauso für das Team "Airbreakers". Die unter 15-Jährigen holten sich in ihrer Klasse sogar die Goldmedaille bei den Deutschen Meisterschaften. Sie werden ihren Titel im nächsten Jahr verteidigen. Dann wird auch das erste reine Mädchenteam des LGH bei den 15- bis 18-Jährigen am Start sein. Einen Namen hat das vierköpfige Team noch nicht, die Planungen aber haben begonnen.
Stimmt das Klischee, Jungs verstünden mehr von Rennautos? "Nö, wir werden Deutsche Meister", sagt Lisa Rottmann (15). Zudem kämen den Mädchen gestalterische Fähigkeiten zugute. "Und die Technik sollte das Problem nicht sein", meint Verena Harling (18).
Eine große Hilfe für die Expansion des Rennstalls stellt die 5000-Euro-Spende von der Sparkassenstiftung dar, überreicht von den Stiftungsvorständen, Landrat Klaus Pavel und Sparkassendirektor Johannes Werner, sowie Geschäftsführer Helmut Ilzhöfer. "Wir wissen, dass alles verbunden ist mit ordentlichem Geld", gibt Pavel zu.
LGH ist nächster Ausrichter
Bereits im nächsten Jahr will das LGH die Süddeutschen Meisterschaften ausrichten. Dafür muss es "Technik-Kompetenz-Zentrum" werden. Voraussetzung dafür sind unter anderem die eigene Rennbahn, eine eigene CNC-Fräsmaschine – die bisherige wurde von der PH ausgeliehen – sowie die Kompetenz zur Beratung der Teilnehmer.
Einen kleinen Teil der Spende wird der Rennstall wohl für die Reparatur eines der Flitzer verwenden müssen. Beim Rennen Pavel gegen Werner nämlich war Werners Auto über das "Rennhandtuch" – auch bei Meisterschaften stoppt dieses die Flitzer – hinausgeschossen.
Formel 1 in der Schule hat seinen Ursprung in Großbritannien. Mittlerweile werden auch Weltmeisterschaften ausgetragen. Der erste Wettbewerb in Deutschland war 2007. Das LGH ist in diesem Jahr eingestiegen.