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Geschwindigkeit ist nicht alles

07 Mai 2018 Von: Schwaebische Zeitung, Brigitte Geiselhart

Foto: Geiselhart

Von wegen Hockenheim, von wegen Nürburgring: In Sachen Rennsport ging’s am Wochenende im ZF-Forum in Friedrichshafen so richtig zur Sache. Etwas anders als gewohnt, aber nicht weniger spannend. Zur Deutschen Meisterschaft des Technologiewettbewerbs „Formel 1 in der Schule“ traten die besten 16 Teams der 16- bis 19-Jährigen aus den Bundesländern gegeneinander an, acht weitere Mannschaften waren in der Junioren-Klasse der 11- bis 15-Jährigen vertreten.

Deutscher Meister wurden „Polaris“ vom Märkischen Gymnasium Iserlohn, die damit wie die Zweitplatzierten „Unity Racing“ aus Hamburg auch für die Weltmeisterschaften in Singapur qualifiziert sind. Bei den Junioren siegten die „Pink Penguins“ aus Sindelfingen. Außerdem wurden von der hochkarätig besetzten Jury zahlreiche weitere Preise und Sonderpreise vergeben.

Worum geht’s bei diesem innovativen multidisziplinären Schülerwettbewerb? Auf jeden Fall nicht um ein Seifenkistenrennen. Schüler entwickeln am Computer einen Miniatur-Formel-1-Rennwagen, fertigen ihn und treten mit ihrem mit Gaspatronen angetriebenen Boliden auf einer 20 Meter langen Rennstrecken in K.o.-Rennen gegen ihre Konkurrenten an. Schnelligkeit ist aber bei weitem nicht alles. „Entscheidend ist letztlich die Teamleistung. Bewertet werden Konstruktion und Fertigung, Reaktionszeit und Fahrzeuggeschwindigkeit, aber auch Businessplan und Präsentation“, sagt Martin Frick, Leiter des ZF-Personalmarketings, beim Rundgang durch die Boxengassen. Wie sieht’s mit dem Marketing, wie mit der Suche nach Sponsoren und technischem Support aus? „Auch solche Fragestellungen spielen eine wichtige Rolle“, betont Frick. Hintergrund sei das Ziel, die von der echten Formel 1 ausgehende Faszination zu nutzen, um der interessierten Jugend nicht nur aufregende Lernerlebnisse zu verschaffen, sondern den Teilnehmern auch Einblicke in die betrieblichen Abläufe zu ermöglichen – und ihnen nicht zuletzt auch berufliche Laufbahnen in technischen Berufen aufzuzeigen. Es sei sehr motivierend, dass technische Events und Wettbewerbe auf schulischer Ebene längst zur Selbstverständlichkeit geworden seien, sagt auch Projektleiter Rolf Werner aus Hamburg

Von wegen Männersache

Alles reine „Männersache“? Das war einmal. 30 Prozent weibliche Teilnehmer und fünf reine Mädchenteams sprechen eine eindeutige Sprache. Die „Pink Penguins“ aus Sindelfingen beeindrucken nicht nur durch ihr Team-Outfit. „Wir sind eigentlich keine Rennsport-Freaks“, sind sich Emely Lindner, Annabell Bauer, Angelina Schnabel und Merle Kellner einig. „Gemeinsam etwas zu entwickeln, zu bauen, zu präsentieren und möglichst viel positives Feedback zu bekommen, das ist einfach cool und macht Spaß“, sagen die elf- bis 14-jährigen Mädels des Gymnasiums Unterrieden unisono. „Wir wollen unsere Erfahrungen nutzen und im nächsten Jahr noch besser abschneiden“, ergänzen sie – und wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie am Ende des Tages auf dem Siegertreppchen ganz oben stehen werden.

Als Sponsor des Gesamtwettbewerbs unterstützte die ZF natürlich unter anderem auch das Team „Evolution“ des Karl-Maybach-Gymnasiums, das bei der Süd-Westmeisterschaft an der Hochschule Offenburg vor einigen Monaten in der Gesamtwertung den fünften Platz erzielte und als „Bester Newcomer“ ausgezeichnet wurde. „Heute feuere ich die anderen Teams an“, sagt das 16-jährige Teammitglied Florian Falke. „Natürlich wird auch ein wenig Inspiration gesucht, so dass wir uns im kommenden Jahr weiter verbessern können.“ Geheimnistuerei oder Konkurrenzkampf? Ganz im Gegenteil. Austausch, voneinander profitieren und Transparenz waren im ZF-Forum Trumpf. Ob ein neuer Manuel Fangio oder Schumi unter den Teilnehmern war, ist in diesem Zusammenhang eher zweitrangig.